Немецкий язык с волшебником Крабатом: Otfried Preußler



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Немецкий язык с Отфридом Пройслером. Крабат

Hinter Sonne und Mond

206 Lobosch war unter den Büschen am Waldrand eingeschlafen. Als Krabat ihn weckte, machte er große Augen und fragte: «Hast du es?» «Was?» «Das Messer!» «Ach ja», sagte Krabat. Er zeigte ihm Tondas Messer und ließ die Klinge herausschnappen: sie war schwarz. «Du solltest sie abschmirgeln», meinte Lobosch. «Und gründlich einfetten – möglichst mit Hundefett.» «Ja», sagte Krabat. «Das sollte ich wohl.» Dann eilten sie heimwärts und trafen auf halbem Wege mit Witko und Juro zusammen, die waren beim Mordkreuz gewesen und hatten sich auch verspätet. «Na», meinte Juro, «ob wir es vor dem Regen schaffen?» Bei diesen Worten blickte er Krabat an, als vermisste er etwas an ihm. Der Drudenfuß! Krabat erschrak. Wenn er ohne das Mal in die Mühle zurückkehrte, musste der Meister Verdacht schöpfen, unausweichlich. Dann konnte es schlimm werden für sie beide, auch für die Kantorka. Krabat wühlte in seinen Taschen nach einem Stück Kohle – aber da war keins, das wusste er. «Kommt!» drängte Juro, «bevor wir eins auf den Hut kriegen! Laufen wir, laufen wir!» In dem Augenblick, da die Burschen den Wald verließen und auf die Mühle zurannten, brach das Wetter los. Ein Windstoß riss Witko und Krabat die Mützen vom Kopf, ein Schlagregen klatschte nieder, dass Lobosch aufkreischte. Pudelnass kamen alle vier in der Mühle an. Der Meister erwartete sie voll Ungeduld. Sie beugten sich unter das Ochsenjoch, sie empfingen die Backenstreiche. «Wo habt ihr das Mal, zum Henker?» «Das Mal?» sagte Juro, «da ist es», und zeigte auf seine Stirn. «Da ist nichts!» rief der Meister. «Dann hat der verdammte Regen es weggewaschen...» Der Müller zögerte einen Augenblick, schien zu überlegen. «Lyschko!» befahl er dann. «Hol mir vom Herd ein Stück Holzkohle – aber eil dich!» Mit groben Strichen schrieb er den vieren den Drudenfuß über die Nasenwurzel, das brannte wie Feuer auf ihrer Haut. «An die Arbeit!» Sie mussten an diesem Morgen länger und härter schuften als sonst; es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis auch die vier sich das Mal von der Stirn geschwitzt hatten. Dann aber war es soweit, auch diesmal – und Lobosch, der kleine Lobosch, vermochte mit einem Mal, einen vollen Maltersack über dem Kopf zu schwenken.


was für Kräften – что за силы


eine Rede des Inhalts halten – выступить с речью (такого-то) содержания
zum Teufel gejagt gehören – нужно послать к черту
anstoßen auf etw. – выпить за что-л.
die Becher heben – поднять бокалы
lauthals – во все горло
den Kragen umdrehen – свернуть шею
nachsagen – говорить за спиной
sich absondern – отделяться, выделяться
am Rand des Trubels – на краю суматохи
die Zeit verrinnt – время бежит
sich ungehalten zeigen – показаться несдержанным
bloß dumme Sprüche – просто глупая болтовня
was er mit den beiden anstellt – что он сделает с обоими
... nimmt er uns nicht übel – не обидится на нас

207 «Juchhe!» rief er. «Seht nur, wie leicht mir die Arbeit geworden ist! Seht nur, zu was für Kräften ich da gekommen bin!» Die Müllerburschen verbrachten den Rest des Tages bei Osterküchlein und Wein, mit Gesang und Tanz. Es wurden Geschichten erzählt, auch vom Pumphutt, und Andrusch, als er schon ziemlich betrunken war, hielt eine Rede, des Inhalts, dass alle Mühlknappen brave Burschen seien, und alle Meister gehörten zum Teufel gejagt, in die tiefste Hölle. «Darauf lasst uns anstoßen!» rief er. «Oder ist jemand anderer Meinung hier?» «Nein!» riefen alle und hoben die Becher; nur Staschko beteuerte lauthals, er sei dagegen. «Zum Teufel gejagt werden?» schrie er. «Der Satan soll selber kommen und sich die Meister holen! Er soll ihnen, jedem einzeln, den Kragen umdrehen – krrrks! – das ist meine Meinung!» «Recht hast du, Bruderherz!» Andrusch umarmte ihn. «Recht hast du! Hol der Teufel die Müllscher alle – und unsern als ersten!» Krabat hatte sich einen Platz in der Ecke gesucht, nahe genug bei den andern, dass keiner ihm nachsagen konnte, er habe sich absondern wollen; und doch saß er mehr für sich hier, am Rand des Trubels, und während die Burschen sangen und lachten und große Reden führten, dachte er an die Kantorka: wie sie ihm diesen Morgen begegnet war, auf dem Heimweg, und wie sie beisammengestanden und miteinander gesprochen hatten. An jedes Wort wusste Krabat sich zu erinnern, an jede Bewegung, an jeden Blick von ihr – und er hätte noch Stunden in seiner Ecke zubringen und an sie denken können, ohne dass er gemerkt hätte, wie die Zeit verrann, hätte nicht Lobosch sich neben ihn auf die Bank gesetzt und ihn angestoßen. «Ich muss dich was fragen...» «Ja?» sagte Krabat, bemüht, sich nicht ungehalten zu zeigen. Lobosch war voller Sorge. «Was Andrusch da eben gesagt hat – und Staschko! Wenn das dem Meister zu Ohren kommt...» «Ach», meinte Krabat. «Das sind doch bloß dumme Sprüche, merkst du das nicht?» «Und der Müller?» erwiderte Lobosch. «Wenn Lyschko ihm das erzählt... Stell dir vor, was er mit den beiden anstellt!» «Nichts wird er mit den beiden anstellen, gar nichts.» «Das glaubst du doch selbst nicht!» rief Lobosch. «Das lässt der sich nie gefallen!» «Heut schon», sagte Krabat. «Heut dürfen wir auf den Meister schimpfen und ihm die Pest und die Cholera auf den Hals wünschen – oder sogar den Satan, wie du gehört hast: das nimmt er uns heut nicht übel, im Gegenteil.»


sich fügen – подчиняться


mit einem Stich ins Bläuliche – с оттенком голубого
junges flammendes Grün – свежая яркая зелень
das verhaltene Grün der Föhren – сдержанная зелень сосен
aufleuchtend wie mit Gold gefirnisst – сверкающая, словно покрытая золотом
ein Stück rutschen – немного спуститься, соскользнуть
sich zuwenden – повернуться, обратиться
verborgen bleiben – оставаться скрытым
von Hanzo beauftragt sein – получить поручение от Ханцо
die Mühlsteine aufbocken – поднимать (ставить на козлы) мельничные камни
nach außen führenden Rillen – бороздки, ведущие наружу
Schlag an Schlag setzen – ударять, делать удар за ударом
scharfe Kanten – острые края
stumpf gewordenes Eisen schleifen – точить притупившийся инструмент: «железо»
auf leisen Sohlen umherschleichen – красться на цыпочках

208 «Nein?» fragte Lobosch. «Wer einmal im Jahr seinem Ärger Luft machen darf», sagte Krabat, «der schafft es, sich während der übrigen Zeit um so besser in alles zu fügen, was man ihm abverlangt – und das ist, wie du merken wirst, auf der Mühle im Koselbruch eine ganze Menge.» Krabat war nicht mehr der Krabat von früher. Während der folgenden Tage und Wochen lebte er hinter Sonne und Mond. Er tat, was zu tun war, er sprach mit den Burschen, er antwortete ihnen auf Fragen – aber in Wahrheit war er weit weg von allem, was auf der Mühle vorging: er war bei der Kantorka, und die Kantorka war bei ihm, und die Welt wurde immer heller ringsum, immer grüner mit jedem Tag. Nie zuvor hatte Krabat darauf geachtet, wie vielerlei Grün es gab, hundert Arten von Grasgrün, von Birken- und Weidengrün, Moosgrün dazwischen, bisweilen mit einem Stich ins Bläuliche, junges, flammendes Grün an den Ufern des Mühlenweihers, an jeder Hecke, an jedem Beerenstrauch – und das dunkle, verhaltene Altgrün der Föhren im Koselbruch, düster zu mancher Stunde, bedrohlich dann und fast schwarz, doch mitunter, zumal gegen Abend, aufleuchtend wie mit Gold gefirnisst. Ein paarmal in diesen Wochen, nicht allzu häufig zwar, träumte Krabat auch nachts von der Kantorka. Es war in den Grundzügen immer der gleiche Traum: Sie gingen gemeinsam durch einen Wald oder einen Garten mit alten Bäumen, sommerlich warm war es, und die Kantorka trug einen hellen Kittel. Während sie unter den Bäumen dahingingen, legte ihr Krabat den Arm um die Schulter. Sie neigte den Kopf herüber, dass er ihr Haar an der Wange spürte. Das Kopftuch war ihr ein Stück in den Nacken gerutscht, und er wünschte sich, dass sie stehen bleiben und sich ihm zuwenden würde, weil er ihr dann ins Gesicht hätte schauen können. Zugleich aber wusste er, dass es besser war, wenn sie es nicht tat: dann konnte auch niemand anderer sie erkennen, der etwa die Macht hatte, seine Träume mitzuträumen. Den Mitgesellen blieb nicht verborgen, dass etwas mit Krabat geschehen war, was ihn von Grund auf verändert hatte – und abermals war es Lyschko, der den Versuch unternahm, bei ihm auf den Busch zu klopfen. Es war in der Woche nach Pfingsten. Krabat und Staschko waren von Hanzo beauftragt worden, einen der Mühlsteine nachzuschärfen. Sie hatten ihn neben der Tür zur Mahlstube aufgebockt und vertieften mit ihren Schlageisen die von der Mitte des Steines nach außen führenden Rillen. Sorgfältig setzten sie Schlag an Schlag, dass es scharfe Kanten gab. Staschko war zwischendurch weggegangen, er musste sein stumpf gewordenes Eisen schleifen, das dauerte seine Zeit. Da kam Lyschko des Weges, mit einem Bund leerer Mehlsäcke unterm Arm. Krabat bemerkte ihn erst, als er bei ihm stehenblieb und ihn ansprach: Lyschko schlich immer auf leisen Sohlen umher, selbst dann, wenn es gar nicht nötig gewesen wäre.


den Kopf verdrehen – вскружить голову


nach allen Seiten spähen – смотреть по сторонам, высматривать
ins Ohr flüstern – прошептать на ухо
in die Wege leiten – устроить
von der Arbeit abhalten – отвлекать от работы
mit den Albernheiten – глупостями
die Lichtung überqueren – пересечь просеку
ein Schatten streifte – проскользнула тень
in den Schutz der Bäume zurückzerren – потянуть обратно под тень деревьев
die Arme verschränkt – руки, сложенные крест-накрест
mit steinerner Miene – с каменным выражением лица
viel von jmdm. halten – быть хорошего мнения о ком-л.
es zu etwas bringen – добиться чего-г.
vertrocknete Wurzel an einer Schlinge – сухие корни на петле
aus dreifach gedrilltern Bindfaden – из трижды сложенной нитки

209 «Na?» fragte er augenzwinkernd. «Wie heißt sie denn? Ist sie blond oder braun oder schwarzhaarig?» «Wer?» fragte Krabat zurück. «Na – die», meinte Lyschko, «an die du in letzter Zeit immer denkst. Oder glaubst du vielleicht, wir sind blind und merken nicht, dass dir eine den Kopf verdreht hat – im Traum vielleicht oder so... Ich weiß da ein gutes Mittel, um dir zu helfen, dass du sie treffen könntest: man hat da ja seine Erfahrungen, weißt du...» Er spähte nach allen Seiten, dann neigte er sich zu Krabat herunter und flüsterte ihm ins Ohr: «Du brauchtest mir nur ihren Namen zu sagen – dann könnte ich alles Weitere leicht in die Wege leiten...» «Hör auf!» sagte Krabat. «Ich weiß nicht, wovon du redest. Du hältst mich mit deinen Albernheiten bloß von der Arbeit ab.» In der folgenden Nacht träumte Krabat aufs neue den Traum von der Kantorka, den er nun schon kannte. Wieder gingen sie unter Bäumen dahin, und wieder war es ein warmer Sommertag; nur kamen sie diesmal zu einer Wiese, die mitten im Wald lag, und als sie hinaustraten, um die Lichtung zu überqueren – da streifte sie, kaum dass sie ein paar Schritte gegangen waren, ein Schatten. Krabat warf seine Jacke der Kantorka über den Kopf. «Schnell weg hier – er darf dein Gesicht nicht sehen!» Er zerrte das Mädchen zurück in den Schutz der Bäume. Der Schrei eines Habichts traf ihn, gellend und schrill, als sei ihm ein Messer ins Herz gefahren: davon erwachte er. – Den Abend darauf wurde Krabat zum Meister gerufen. Er hatte kein gutes Gefühl, als er vor ihm stand und den Blick seines einen Auges auf sich gerichtet sah. «Ich habe mit dir zu reden.» Der Müller saß wie ein Richter in seinem Lehnstuhl, die Arme verschränkt, mit steinerner Miene. «Du weißt», fuhr er fort, «dass ich viel von dir halte, Krabat, und dass du es in den Geheimen Wissenschaften zu etwas bringen kannst, was nicht jedem von deinen Mitgesellen erreichbar ist. Dennoch sind mir in letzter Zeit Zweifel gekommen, ob ich dir trauen kann. Du hast Heimlichkeiten vor mir, du verbirgst mir etwas. Ob es nicht klüger wäre, wenn du mir Rede und Antwort stündest, freiwillig, ohne dass ich gezwungen wäre, dir nachzuspüren? Sage mir offen, worum es sich handelt – dann wollen wir überlegen, was wir gemeinsam zu deinem Besten tun können: noch ist Zeit dazu.» Krabat zögerte keinen Augenblick mit der Antwort. «Ich habe dir nichts zu sagen, Meister.» «Wirklich nicht?» «Nein», sagte Krabat mit fester Stimme. «Dann geh – und beklag dich nicht, wenn du Ärger bekommst!» Draußen im Flur stand Juro, er schien dort auf Krabat gewartet zu haben. Nun zog er ihn in die Küche und schloss hinter sich die Tür zu. «Ich hab da was, Krabat...» Er drückte ihm einen Gegenstand in die Hand: eine kleine, vertrocknete Wurzel an einer Schlinge aus dreifach gedrilltem Bindfaden. «Nimm das – und häng es dir um den Hals, sonst träumst du dich noch um Kopf und Kragen.»


vorziehen – предпочитать


nachtragen – попомнить, отплатить за обиду
ungelegen – неудобный, некстати
sich zu etw. hinreißen lassen – увлечься, дать себя увлечь
blanker Unsinn – чистая чепуха
für bare Münze nehmen – принимать за чистую монету
zuverlässig – надежный
unbehaglich – неприятно, жутко
herumreden – здесь: долго и бесцельно разговаривать
gewähren – предоставлять
Schenken und Wirtshäuser – кабаки и трактиры
es besser haben – будет лучше
einsehen – понимать
im weitaus größerem Maß – в гораздо большей степени
Fleiß und Ausdauer an den Tag legen – стараться, прилагать старания и выдержку




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