Ein Brief an eine Freundin
Huang Yingying
Liebe Lily,
wie geht`s? Seit langer Zeit haben wir einander nicht geschrieben. Bist Du immer so beschäftigt? Wie ist die Sonnenblume auf Deinem Balkon? Hat sie geblüht? Immer wenn hier die Sonne scheint, muß ich an sie denken.
Wann war unser letzter Brief? Laß mich mal nachdenken, im März, schon vor 8 Monaten. Seit wir im Studentenheim Telefon haben, schreiben wir wenig. Ich bin nicht gegen die moderne Kommunikationstechnik, aber ich sehne mich immer nach den Tagen, an denen wir nur durch Briefe miteinander Kontakt haben konnten.
Ich mag das Gefühl von Schreiben. Bei schönem Wetter wähle ich schönes Briefpapier aus, sitze in der Sonne und schreibe alles, was ich sagen möchte. Ich muß nicht in einigen Minuten eilig sprechen wegen der hohen Telefonkosten, sondern ich schreibe sorglos und bequem mit einer Tasse warmen Tee in der Hand. Dann stecke ich den Brief in einen Umschlag, klebe eine schöne Briefmarke darauf und werfe ihn vorsichtig in einen Briefkasten. Danach beginnt das lange Warten. Das ist auch interessant. Ich errechne den Tag, an dem der Brief dich erreichen wird und stelle mir dein Gesicht vor, wenn Du ihn öffnest und liest. Und eines Tages finde ich einen blauen Umschlag ruhig in meinem Postfach liegen.
Ich habe alle Briefe in einem Kästchen gesammelt und hoffe eines Tages, wenn ich Zeit habe, sie nochmals zu lesen. Wenn ich alt bin, werde ich das eingestaubte Kästchen öffnen, dese Briefe lesen und in meine Jugend zurückreisen. Das ist etwas was das Telefon nicht schaffen kann.
Es scheint, dass die meisten Leute telefonieren möchten, weil es schnell ist, und dabei die älteren Kommunikationsweisen vergessen. Ich will nicht zu diesen Leuten gehören. Deshalb schreibe ich, wenn ich, wie heute, Zeit habe.
Die Sonne ist so warm und macht mich schläfrig. Es ist nicht früh, ich gehe in die Mensa und mache dann ein Mittagsschläfchen!
Vergiß nicht, mir zu schreiben!
Deine Anja.
„Ein Brief an eine Freundin“
мәтініне сөздер
beschäftigt sein – бір нәрсемен шұғылдану, қолы бос болмау
das Studentenheim – жатақхана
sich sehnen – сағыну
eilig – асығыс
sorglos – қамсыз, бейқам
errechnen – есептеп шығару
erreichen – белгілі бір жерге жету
sich vorstellen – көз алдына елестету
das Postfach – пошта жәшігі
hoffen – үміттену
eingestaubte – шаң басқан
zurückreisen – қайту
gehören – тиесілі болу
schläfrig – ұйқылы - ояу
die Mensa – асхана (оқу орнындағы)
vergessen – ұмыту
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