und handeln dann entsprechend? Oder werden sie einfach besser darin,
egoistische Impulse zu kontrollieren?
Mithilfe der sogenannten Spieltheorie erforschen Wissenschaftler,
wie Menschen sich beim TeHen strategisch verhalten. Zwei der
bekanntesten Experimente aus diesem Forschungsgebiet, das Diktator- und
das Ultimatumspiel, fuhrten die Max-Planck-Forscher Nikolaus Steinbeis,
Boris Bernhardt und Tania Singer jetzt mit insgesamt 174 Schulkindem
zwischen sechs und 13 Jahren durch.
Dabei erhielten
die Kinder Pokerchips, die sie spater gegen jeweils
altersgemafle Geschenke eintauschen konnten. Zunachst aber wurden sie
gebeten, die Chips anonym mit einem anderen Kind zu teilen. In der ersten
Halfte der Versuchsdurchlaufe, beim Diktatorspiel, konnte der Empfanger
nur passiv annehmen, was ihm gegeben wurde.
Bei der anderen Halfte,
dem Ultimatumspiel, gab es dagegen ein "Vetorechf: Akzeptierte der
Empfanger das Angebot nicht, gingen beide Seiten leer aus. „Uns
interessierte, ob die Kinder fairer teilen wurden, wenn ihr Gegentiber das
Angebot ablehnen konnte, und inwiefem solche strategischen Anpassungen
des Verhaltens von Alter und Gehimentwickiung abhangig sind“, sagt
Nikolaus Steinbeis, der Erstautor der Studie.
Tatsachlich gab es zwischen den Altersgruppen groBe Unterschiede.
Wahrend die meisten alteren Kinder ihr Verhalten an die jeweilige
Situation
anpassten
und
beim
Ultimatumspiel
fairere
Angebote
unterbreiteten, machten die jiingeren Kinder
zwischen den Situationen
kaum einen Unterschied. «Das hatte aber nichts mit der Intelligenz oder
einem fehlenden Verstandnis von Fairness zu tun», sagt Steinbeis. Auch
andere Faktoren wie Risikobereitschaft und soziale Kompetenz wurden
gepruft, konnten aber als Ursachen ausgeschlossen werden. Stattdessen
zeigte sich eine Verbindung zwischen strategischem Handeln und der
Fahigkeit zur Impulskontrolle. die in einem weiteren Test ermittelt worden
war.
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Warum Kinder mit fortschreitendem Alter ihre Impulse starker
kontrollieren konnten und zudem immer strategischer agierten, offenbarte
der В lick ins Gehim. Dafur spielten 28 Kinder das Diktator- und das
Ultimatumspiel, wahrend sie im Magnetresonanztomograpfen lagen und
ihre Himaktivitat gemessen wurde.
Je alter die Kinder waren, desto starker
wurde dabei der seitliche prafrontale Kortex aktiv, ein Himareal, das unter
anderem fur die Kontrolle des eigenen Verhaltens benotigt wird. AuBerdem
hing die Starke der Aktivitat in diesem Areal mit dem Grad an
strategischem Verhalten sowie der Fahigkeit zur Impulskontrolle
zusammen.
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«Der prafrontale Kortex ist bekannt dafiir, sich erst spat in der
Entwicklung voll auszubilden und funktionell zu vernetzen», sagt Nikolaus
Steinbeis. Dass Kinder selbst dann nicht fair teilen, wenn es strategisch
klug ware, sei demnach nicht auf mangelndes Verstandnis zuruckzufiihren,
sondem erklart sich aus der spaten
Reifung einer Gehimregion, die fiir
Impulskontrolle wichtig ist.
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